aus: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.09.2007
Rubrick: Kleine Meinungen: Kunst


von Peter Körte


Kunst. Nicht alles, was auf den Tisch kommt, wird auch gegessen. Darum geht es in ,,White Lies", der dreiteiligen Installation der Berliner Künstlerin Susanne Weirich, 45. Der Titel schillert: zwischen Notlügen, liegen oder Lügen. Es gibt einen Film, ,,Dreigangmenü. Training", der Kellner und ihre Ausbilderin zeigt, und ergänzende Fotografien: das Ritual des Eindeckens, die feste Ordnung der Dinge auf der weißen Tafel. Ihr entsprechen in ,,White Lies" Sprechakte: Drei Schauspielerinnen sitzen an einem Tisch, aus drei hochkant gehängten Bildschirmen blickt jede wie aus einem Fenster. Sie wechseln Worte und Blicke, wechseln die Plätze, vervielfältigen sich, nur der Inhalt ihrer Sätze wechselt nicht. Man denkt an Bunuel, an "Das Fest", an Zwänge und Familiengeheimnisse, aber Susanne Weirich erzählt weniger, als dass sie etwas herauspräpariert: Gesten, Blicke, festgeschriebene Abläufe, Erzählformen. Sie zieht, wie die Ausbilderin im Film, den Gästen die Tischdecke weg - und das Geschirr bleibt stehen.
(Bis zum 10. November in der Galerie Magnus Müller, Berlin).