aus: Abendzeitung München, 10.12.2001
Glück kommt aus dem Automaten
Eine Installation von Susanne Weirich im Hof der Alten Münze
Der Innenhof der Alten Münze in München ist einer der schönsten
profanen Renaissance-Architekturen nördlich der Alpen. Der noble
Ort, in dem jetzt in den oberen Stockwerken das Landesamt für
Denkmalpflege residiert, ist von Dienstag bis Freitag zur Besichtigung
frei zugänglich, aber kaum ein Münchner macht davon Gebrauch.
Touristen kennen den von Außen unscheinbaren Ort an der Ecke
zur Maximilianstraße schon gar nicht.
In Kooperation mit dem Haus der Kunst (Kurator: Bernhart Schwenk)
hat die Künstlerin Susanne Weirich die massigen Arkaden des Parterre-Umgangs
im Hof der Münze jetzt zu einer "Glücksprophezeiungsmaschine"
umfunktioniert: Rund um das Geviert hat sie in den Umgängen ein
optisches und akustisches Orakel inszeniert.
Mit einem in die Zukunft gerichteten Lebenswunsch im Herzen soll der
Besucher die Arkaden betreten. Dabei löst er dann bei seinem
Rundgang über Bewegungsmelder die Projektionen von Tarot-Karten
auf dem Boden aus, während er von Oben mit akustischen Weissagungen
von sieben Sybillen irritiert wird (Texte: Shakespeare, Kleist Hölderlin
und andere).
Wenn mehrere Besucher gleichzeitig zeitversetzt unterwegs sind, mischen
sich die klassisch deklamierten Glücksversprechungen zu einem
phantastischen, archaisch raunenden Stimmengewirr, das den massiven
Renaissance-Hof fast unwirklich zum Schweben bringt.
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